Einleitung

Möchten Sie die IPK + -Methode bei einer chronischen lymphangiologischen Ödemerkrankung anwenden, so ist diese meist nur in Kombination mit einer Lymphologischen Kompressionsstrumpfversorgung (LKSV) erfolgversprechend. Im Optimalfall erhalten Sie dazu im ersten Schritt eine wie im nachfolgenden Absatz beschriebene Basisbehandlung. In Deutschland werden die Kosten weitestgehend von einer Krankenversicherung übernommen.

Die Komplexe Physikalische Zwei-Phasen-Entstauungstherapie (KPE) wird von den Expertinnen/-en im Bereich der Gefäßmedizin bis heute als der Goldstandard zur Behandlung von lymphangiologischen Ödemerkrankungen angesehen. Diese Methode ist bei professioneller Ausführung sowie guter Mitarbeit der Patientinnen/-en in nahezu jedem Fall erfolgreich.

Therapieziel: Im ersten Schritt erfolgt eine maximale Entödematisierung (Phase 1 der KPE). Erst nach Erreichen eines solchen Zustands macht es Sinn, für solche Bereiche eine Art zweite Haut in Form von medizinischen Kompressionsstrümpfen ausmessen zu lassen. Herstellung und Versand dieser individuell maßangefertigten Versorgungen nehmen einige Tage in Anspruch, an denen Patientinnen/-en auf weitere Behandlungen angewiesen sind, da wiederum auch in einem ödemfreien Zustand die Versorgung mit der neuen LKSV erfolgen sollte.

Ablauf einer Phase 1 der KPE: Neben der manuellen Lymphdrainage (MLD) ist in der Regel die mit Abstand wichtigste Maßnahme der KPE die Kompressionstherapie. In der Phase I wird diese vorwiegend über Druckverbände mittels Kurzzugbinden, bevorzugt in Kombination mit etlichen für diesen Zweck geeigneten Arten von Schaumstoffen, ausgeführt. Aktive Bewegung in den Verbänden im Zusammenspiel mit Polstermaterialien bewirkt unter anderem, dass gewebemobilisierende Effekte erzielt werden. Zusätzlich löst das Drücken der Muskeln von innen gegen das feste Widerlager der Binden einen erhöhten Abstrom in den dazwischen verlaufenden Lymphgefäßen und Venen aus. Vor dem Legen eines Kompressionsverbandes erfolgt vor allem zum Schutz vor Entfettung eine Hautpflege, Zunächst werden die Patientinnen/-en täglich über einen gewissen vom Schweregrad der Schwellung abhängigen Zeitraum behandelt. Ist der maximale Grad einer Entstauung erreicht, wird von erfahrenen Bandagistinnen/-en die LKSV ausgemessen. Die KPE-Behandlung wird so lange in dieser intensiven Form fortgesetzt, bis die neue Kompressionsware für die/den Patientin/-en verfügbar ist.

Einsatz der IPK+ Methode zur Verkürzung der KPE Phase 1: Das soeben beschriebene Procedere ist oftmals langwierig und belastend. Der Anwender verwendet die IPK+- Methode zur Beschleunigung einer entödematisierenden Therapie in dem unmittelbar vor MLD/KPE-Sitzungen IPK + angewendet wird. Weiterhin wurde standardmäßig unmittelbar vor dem Abmessen neuer LKSV eine IPK + durchgeführt, was dazu führte, dass es in der Folge zu signifikant weniger Komplikationen in Form von Fehlversorgungen kam.

Modifizierte Form der Entstauung mittels IPK+: Die Wirkung der IPK + ist insbesondere bei weichen, gut dellbaren Schwellungen dermaßen stark, dass es möglich ist, in nur einer Sitzung, die in einem zumutbaren Maß auch über mehrere Stunden erfolgen kann, einen maximalen Grad an Entstauung herbeizuführen. Sodann wird eine zum Ort der Therapie bestellte Fachkraft eine LKSV ausmessen. Danach erfolgt bis zu deren Fertigstellung eine Unterbrechung der Therapie. In dieser therapiefreien Zeit verschlechtert sich der Ödembefund meist wieder, weshalb unmittelbar vor der Versorgung mit der neu hergestellten LKSV eine zweite Sitzung IPK + bis zur vollständigen Entstauung durchgeführt wird.

Phase 2 der KPE zur Konservierung des Behandlungserfolges: In fast jedem Fall gelingt es, mit dieser Maßnahme den erlangten Therapieerfolg beizubehalten. Ist die Phase 1 der KPE mit einer erfolgreichen Bestrumpfung abgeschlossen, beginnt die zweite Phase. Sie dient der Konservierung des Behandlungserfolges. Auch in dieser Phase ist die Kompressionstherapie die wichtigste Maßnahme. Insbesondere Patienten mit Lymphödemen im fortgeschrittenen Stadium benötigen eine kontinuierliche weitere Behandlung. Vor allem eine verhärtete, verdickte, hartnäckig mit Ödemen durchsetzte Haut, im Fachjargon als lymphostatische Fibrose bezeichnet, sollte regelmäßig und auf Dauer behandelt werden. Hält man einen solchen Zustand ödemfrei, locker und unter Druck, kann man in vielen Fällen einen, wenn auch langsamen, aber stetigen Rückgang der lymphostatischen Fibrose beobachten. Damit geht auch in der Regel eine Verringerung der lästigen Schwellneigung einher. Ein weiterer unverzichtbarer Baustein innerhalb der KPE liegt in der Schulung der häufig chronisch erkrankten Patientinnen/en, die in einer Anleitung zum Selbstmanagement erfolgt.

Für IPK +, auch als Eigenbehandlung im Haus, sprechen folgende Gründe:

  1. IPK + ist leicht und schnell erlernbar und kann gut neben Unterhaltung wie TV etc., aber auch während des Arbeitens, z.B. auf einem Laptop, angewendet werden. IPK + -Anwendungen werden darüber hinaus in der Regel als angenehm empfunden. Im Optimalfall wird eine solche Behandlung in ruhiger Atmosphäre durchgeführt; dabei stellt sich häufig ein Gefühl von Entspannung ein, und nicht selten fallen anwendende Personen in wohltuend tiefen Schlaf.
  2. Wenn abhängig vom Krankheitsbild, z.B. bei Posttraumatischem Ödem oder in der Phase 1 der KPE, eine hochdosierte Entstauungstherapie mehrmals täglich erforderlich ist, sind dazu die Bedingungen insbesondere im ambulanten Bereich meist nicht gegeben; denn solche Leistungen können nur in aufwendiger Handarbeit durch speziell ausgebildetes Personal erbracht werden.
  3. Da bei einem Lymphödem ab dem Stadium 2 keine Möglichkeit auf eine Heilung im eigentlichen Sinn besteht, verschlechtert sich der Ödembefund immer dann, wenn die LKSV aus einer Vielzahl von möglichen Gründen nicht getragen wird bzw. getragen werden kann. Daher kommt es zwangsläufig immer wieder zu Situationen, in denen das Ödem zurückgedrängt werden muss. IPK + gibt Betroffenen in einer Vielzahl der Fälle Sicherheit, einen solchen Zustand in überschaubarer Zeit in eigener Regie herbeiführen zu können.
  4. Beobachtet wird, dass sich Lymphostatische Fibrose durch IPK + effektiv lockern und entstauen lässt, was lange Zeit nur über manuelle Lymphdrainage möglich zu sein schien. Unter regelmäßiger Anwendung von IPK+, die in Eigenregie von Patientinnen/-en durchgeführt wird, konnten Verbesserungen dahingehend erzielt werden, dass sich eine langsame Umfangabnahme bei den körpernahen Abschnitten der Extremitäten, abwärts in Richtung Fuß bzw. Hand, zeigte.
  5. Abgesehen von der Therapie des Lymphödems bewährt sich IPK + sehr gut bei vorübergehend immobilen Patienten mit postoperativen bzw. posttraumatischen Ödemen. Gerade in der frühen Phase der Therapie werden in der einschlägigen Fachliteratur bis zu 4 Anwendungen am Tag inklusive an Wochenenden empfohlen. Eine physiotherapeutische Behandlung wird eine derart intensive Betreuung kaum gewährleisten können.
  6. Global und wirtschaftlich betrachtet ist eine kostenintensive, qualitätsgesicherte MLD und Komplexe Physikalische Entstauungstherapie nur einer verschwindend kleinen Minderheit der Erdbevölkerung zugänglich, und noch geringer ist die Zahl derer, die die Kosten dafür von einer Krankenversicherung erstattet bekommen. IPK+ ist freilich nicht in der Lage, alle diese Probleme zu lösen, aber ein sehr kostengünstiges, hochwirksames Verfahren, das jeweils situationsabhängig als Teil einer Lösung betrachtet werden kann.

Abschließend sei betont, dass die MLD/KPE zwei Phasen-Therapie im Prinzip eine großartige, sehr verlässliche Methode ist. Allerdings gelingt die optimale Umsetzung des Verfahrens nur dann, wenn alle Akteure innerhalb der Versorgungskette über ein hohes Maß an Erfahrung verfügen und das Zusammenspiel reibungslos funktioniert. Gestützt durch Berichte von im Bereich der Lymphologie angesiedelten Fachleuten und vieler berechtigter Klagen von Patienten bestehen im ambulanten Bereich erhebliche Schwierigkeiten, das Behandlungsverfahren optimal umzusetzen. Offensichtlich gelingt es nur sehr wenigen Absolventinnen/-en eines vierwöchigen Ausbildungslehrgangs MLD/KPE, ambulant eine Phase eins der KPE erfolgreich durchzuführen. Inakzeptable Kompromisse wie das Versorgen von Patientinnen/-en mit Kompressionsstrümpfen ohne eine vorige Entstauung oder eine Behandlung, die überwiegend nur isolierte Lymphdrainagetherapie beinhaltet, werden leider viel zu häufig beklagt.

Dennoch: Es gibt sie, die Guten, man muss sie nur suchen!

Patienten vor und nach einer MLD/KPE-Phase 1 Therapie. Die Ursache einer weiterhin bestehenden Umfangsdifferenz ist die Folge einer unter dem Lymphstau ausgebildeten Lymphostatischen Fibrose, die sich kurzfristig nicht weiter zurückdrängen lässt. Voraussetzung für die Abheilung eines venös bedingten Unterschenkelgeschwürs ist eine vollständige Entödematisierung.


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