Lipo-Lymphödem / Adipositasinduziertes Lymphödem.
IPK+ über 3 x 120 min.

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Patientin, 48 Jahre, ausgeprägte Lipo-Lymphödeme beider Beine und Füße, Stemmer positiv. Adipositas: Die Patientin wiegt 119 kg bei einer Körpergröße von 1,69 m, keine weiteren Internistischen Erkrankungen. Die Ödeme sind von weicher Konsistenz, tiefe Dellen sind leicht zu erzeugen.

In den ersten Tagen einer für vier Wochen geplanten leitliniengerechten Phase 1 der KPE wurde eine sechsstündige IPK+ Behandlung durchgeführt. Unterbrochen wurde die Anwendung jeweils nach zwei Stunden. In diesen kurzen Pausen wurden Umfangmessungen durchgeführt.

Darüber hinaus bestand bei der Patientin bei jeder Unterbrechung und auch zum Ende der Behandlung ein starkes Verlangen, Harn lassen zu müssen.

Selbige „Patientin 3“ hatte schon an dem weiter oben geschilderten Praxistest teilgenommen, bei diesem ging es darum, die Wirkungen einer IPK in herkömmlicher Weise mit der in einer Plus-Form zu vergleichen, somit hatten wir schon Umfangwerte nach einer 60minütigen Anwendung.

Eine erfahrene Bandagistin wurde unmittelbar nach Abschluss dieser Behandlung gebeten, Maße zur Herstellung einer Kompressionsstrumpfversorgung zu ermitteln. Für den Anwender stand die Frage im Raum, ob eine solche Versorgung später in der Lage sein würde, ein zu erwartendes gutes Behandlungsresultat konservieren zu können.

Zu diesem Praxistest wurde von der Firma Juzo ein kostenfreies Tragemuster überlassen. Selbige Maßanfertigung stand uns nach einer Woche zur Verfügung.

Bevor gleich weiter über den Verlauf der Therapie berichtet wird, sind in den beiden nachfolgenden Tabellen die Ergebnisse der Umfangmessungen dargestellt:

Ergebnisse Patientin 3, IPK mit Unterpolsterung, Langzeitbehandlung = 3 x 120 Minuten

Bein links 07.02.2018
IPK+ | Langzeitbehandlung = 3 x 120 Minuten
Bein rechts 07.02.2018
IPK+ | Langzeitbehandlung = 3 x 120 Minuten
Messpunkte
im Abstand
von 4 cm
Abnahme
nach 120 Min.
(in cm)
Abnahme
nach 240 Min.
(in cm)
Abnahme
nach 360 Min.
(in cm)
Abnahme
nach 120 Min.
(in cm)
Abnahme
nach 240 Min.
(in cm)
Abnahme
nach 360 Min.
(in cm)
Fuß 1 -1,5 -1,5 -1,5 -0,5 -1,5 -2,0
Fuß 2 -1,5 -1,0 -1,5 -0,5 -0,5 -1,5
Fuß 3 -3,0 -3,0 -3,5 -0,5 -0,5 -2,0
4 -2,0 -2,5 -4,5 -4,0 -4,0 -5,0
5 -5,5 -6,0 -7,0 -5,0 -6,5 -6,5
6 -4,5 -5,0 -6,5 -4,5 -5,0 -7,0
7 -4,5 -5,5 -7,0 -3,5 -5,0 -6,0
8 -4,0 -4,5 -6,5 -2,0 -2,5 -4,5
9 -1,5 -2,5 -4,0 -1,5 -2,0 -3,5
10 -1,0 -1,5 -2,5 -0,5 -1,0 -2,5
Knie 11 -1,5 -2,5 -3,0 -1,5 -2,0 -2,5
12 -3,0 -3,0 -3,0 -2,5 -3,5 -4,0
13 -3,5 -5,0 -6,0 -2,5 -3,0 -4,5
14 -6,5 -7,0 -7,5 -5,0 -6,5 -7,0
15 -4,0 -5,0 -8,5 -6,5 -7,0 -8,0
16 -2,0 -4,0 -6,0 -2,0 -2,5 -4,5
17 -1,0 -3,0 -4,5 -2,5 -2,5 -3,5
18 -2,0 -3,5 -6,0 -2,0 -3,0 -6,0
19 -3,0 -5,5 -7,0 -2,0 -2,5 -6,5

Ödem-
Verminderung
-1443,9 ml -1997,4 ml -2714,0 ml -1438,1 ml -1757,9 ml -2528,7 ml

Das Behandlungsresultat der sechsstündigen Anwendung zeigte bereits eine weitestgehende Beseitigung des Ödems, Dellen waren nicht mehr erzeugbar. Von Vorteil war, dass wir mit der manuellen Arbeit an den in solchen Fällen typisch problematischen Strukturen wie indurierter, druckempfindlicher Haut und den schmerzhaft verspannten Muskeln und Faszien sofort beginnen konnten. Um hier höchst mögliche Effektivität zu erzielen, muss eine darüber liegende Barriere in Form eines Ödems weitestgehend beseitigt sein.

Wäre vergleichsweise nur mit MLD/KPE gearbeitet worden, hätte man zwar auch eine vergleichbare Umfangverminderung erreicht, aber in diesem Fall wäre je nach Akzeptanz gegenüber den Kompressionsbandagen nach Schätzung des Anwenders ein Zeitraum von etwa ein-bis eineinhalb Wochen erforderlich gewesen. Die oben schon erwähnte Kompressionsstrumpfversorgung stand eine Woche später passend zur Verfügung und saß auch nach Beendigung der leitliniengerechten dreiwöchigen MLD/KPE-Phase 1, die ursprünglich für vier Wochen geplant war, noch maßgerecht.

Unsere Bandagistin hat nach der zweiten Therapiewoche noch einmal Maße abgenommen, die behandelnde Ärztin der Patientin hatte inzwischen flachgestrickte Kompressionsstrümpfe verordnet. Der Vergleich der beiden Messungen ergab, dass es kaum noch zu weiterer Umfangverminderung gekommen war.

Fazit

In diesen Einzelfall ist es zwar gelungen, eine Entödematisierung weitestgehend auf apparativem Weg zu erlangen, dies sollte aber nicht zu dem Schluss führen, dass zusätzliches Handeln durch den Lymphdrainagetherapeuten überflüssig gewesen sei. Möglich erscheint aber, dass durch den zusätzlichen Einsatz der IPK+ die Gesamtzahl an Therapiesitzungen deutlich reduziert werden kann.


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