Arbeitsweise der Intermittierenden pneumatischen Kompressionstherapie in traditioneller Arbeitsweise (IPK itA), eine kritische Betrachtung
Arbeitsweise: Bei der IPK itA füllt ein steuerbarer Kompressor dazugehörige Manschetten, bestehend aus mehreren hintereinander angegliederten Kammern vom Fuß bzw. der Hand an beginnend, Zelle für Zelle in Richtung Körperstamm mit Luft. Der individuell einstellbare Druck schwächt sich von Kammer zu Kammer kontinuierlich ab. Ist auch die letzte Zelle mit Luft gefüllt, entlüften sich die Manschetten, und der Vorgang beginnt nach einem zuvor eingestellten Zeitintervall wieder von vorn. Bei der IPK in traditioneller Arbeitsweise wirkt eine glatte, feste Kunststoffhülle auf den Hautmantel. Bei sorgfältiger Indikationsstellung, Beachtung der Kontraindikationen sowie korrekter Anwendung eines Gerätes handelt es sich bei der IPK bzw. der IPK+ um eine sichere Therapiemaßnahme.
Wirkungen im Hinblick auf die Therapie bei lymphangiologischen Ödemerkrankungen: Ohne Zweifel gelingt es unter IPK-Anwendungen, Ödemvolumen messbar zu reduzieren, allerdings nur dann, wenn es sich um weiche, leicht dellbare Ödeme handelt. Meist werden die Behandlungen als angenehm empfunden, und nicht selten dringen aus den Behandlungsräumen deutlich vernehmbare Schlafgeräusche.
Schwachstellen der IPK in traditioneller Arbeitsweise: Wenn bei
chronifizierten Lymphödemen nur schwer bzw. gar keine Delle erzeugt werden
kann, ist kaum eine entstauende Fibrose lockernde Wirkung unter den Anwendungen
zu erwarten. Veröffentlichungen, geschweige denn klinische Studien, die eine
positive Wirkung der IPK itA im Hinblick auf krankhaft verfestigtes Gewebe wie
Lymphostatische Fibrose, Narben etc. feststellen, sind dem Autor nach
gewissenhafter Recherche nicht bekannt geworden. Zur Wirkweise der IPK itA
liegen Veröffentlichungen vor, in denen gezeigt wird, dass Wasser, aber kein
Eiweiß, in den Gewebsspalten nach zentral hin verschoben wird
[1].
Darüber hinaus gibt es keinen Hinweis darauf, dass unter einer Anwendung
Lymphgefäße zu einer Mehrtätigkeit angeregt werden. Lymphödeme sind von dem
ersten Stadium an eiweißreich, und das krankhaft rückgestaute Protein ist bei
Lymphangiologischen Ödemerkrankungen eins der wesentlichen Probleme.
Basierend auf im Jahr 2013 veröffentlichten Daten von Zaleska M, Olszewski WL
et al. sind Bereiche bekannt, die von der IPK itA nur unzureichend erfasst
werden. Hierbei handelt es sich um die Knie- und Leistenregion. Festgestellt
wurde, dass sich in diesen Bereichen selbst bei einem kaum noch tolerierbaren
Druck von 120 mmHg wiederum die Drücke in den Flüssigkeiten führenden Räumen
innerhalb des Epifaszialen Gewebezylinder nicht über 20 mmHg steigern ließen
[2].
Ebenfalls besteht ein Unvermögen der IPK itA, eine effektive Wirkung im Bereich
der Rumpf - und Genitalregion herbeizuführen. Aus diesem Grund ist gemäß der
IPK-Leitlinie eine Behandlung bei Lymphödemen in der unteren Körperhälfte dann
kontraindiziert, wenn schwere okkludierende Prozesse im Lymphabstrombereich
bekannt sind
[2].
Die soeben benannten Schwachstellen lassen sich durch die Kombination der IPK
mit definierten Polsterungen wie der von Martin Morand ab 2014 entwickelten
IPK-Plus-Methode (= IPK +) überwinden, eine klinische Studie
[3] aus der
Dermatologischen Klinik der renommierten Universitätsmedizin Greifswald
bestätigt dies.