Zustand nach Erysipel

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Patientin, 53 Jahre, in gutem Allgemeinzustand, ausgeprägte Schwellung am linken Arm, Zustand nach chirurgischer und strahlentherapeutischer Brustkrebsbehandlung. Unsere Patientin hatte sich 8 Monate vor einer erneuten Vorstellung in unserer Praxis mit sehr gutem Erfolg einer Phase 1 der KPE unterzogen, und ihr Behandlungsergebniss ließ sich in der Phase 2 über all die Monate gut konservieren.

Aktuell hatte sich das Lymphödem nach einem Erysipel deutlich verschlechtert. Sie befand sich inzwischen unter einer Antibiotika-Behandlung, und ihre Ärztin bat uns um eine rasche Wiederaufnahme einer entstauenden Behandlung, auch mittels IPK+.

Therapie: Ausführliche Beratung während einer MLD- Behandlung, anschließend 3 x 60 Minuten IPK+ mit kleineren Pausen zwischen den IPK-Anwendungen.

Das Behandlungsergebnis: Der Arm erschien sehr gut entstaut und wies nach diesen drei Stunden Anwendungsdauer deutlich weniger Entzündungszeichen auf. Eine Messung ergab, dass die Umfangwerte annähernd denen glichen, die am Ende der oben erwähnten Phase 1 der KPE ermittelt wurden. Für diesen Tag entließen wir die Patientin mit der Empfehlung, ihren Kompressionsstrumpf zu tragen. An den nächsten 5 aufeinander folgenden Tagen wurde die Patientin täglich 1 x 60 Minuten mit IPK+ behandelt in Kombination mit MLD-Behandlungen im Bereich des Rumpfes, jeweils über ca. 20 Minuten. Die Kompressionstherapie erfolgte über das Tragen ihrer Kompressionsstrümpfe. Nach einer Woche fühlte sich die Patientin wieder in der Lage, ihrer Berufstätigkeit nachzugehen.

KPE während eines Erysipel

Gestützt durch Erfahrungen vieler lymphologischer Fachkliniken gibt es seit wenigen Jahren eine veränderte Vorgehensweise bei der Behandlung von Patienten nach erlittenem Erysipel, ausgehend von folgender Überlegung:

Die Wirkung eines verabreichten Antibiotikums während eines ablaufenden Erysipels wird im Stauungsgebiet durch eine endödematisierende Behandlung erheblich gesteigert.

In der Praxis bedeutet dies, dass, sobald die Wirkung der Behandlung mit Antibiotika ( Fiebersenkung und Reduktion des Krankheitsgefühls ) einsetzt, rasch mit einer entstauenden Therapie begonnen werden sollte, vorausgesetzt, dass die behandelnden Ärzte dies für vertretbar halten.

Viele Erysipel-Patienten werden akut stationär behandelt, wobei die Anzahl der Patienten pro Jahr, alleine in Deutschland, erheblich ist. Nach Einschätzung des Autors wird kaum ein betroffener Patient in einem herkömmlichen Krankenhaus in den Genuss einer sehr personalintensiven und zeitaufwendigen MLD/KPE-Therapie kommen.

Eine Behandlung nach der Methode Morand mit einer vorwiegend hochgelagerten betroffenen Extremität dürfte gerade unter stationären Bedingungen überzeugende Resultate bringen. In MLD/KPE ausgebildetes Fachpersonal sollte in solch ein Behandlungsmodell mit einbezogen werden.

Ebenso ist es unter ambulanten Bedingungen für einen Akutpatienten schwierig, auf die Schnelle einen Therapieplatz zu bekommen. Hier könnte der zusätzliche Einsatz der Methode Morand den hohen Zeitaufwand der MLD-Behandlung erheblich reduzieren. Darüber hinaus ist ein geübter Therapeut in der Lage, in kurzer Zeit eine Kompressionsbandage zu legen. Auf dieser Basis müsste es möglich sein, akut betroffenen Patienten auch kurzfristig einen Behandlungsplatz anbieten zu können.

Möglicherweise könnte durch eine solche Vorgehensweise das Risiko einer für Patienten folgeschweren Fibrotisierung verringert werden.


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