Lymphostatische Fibrose

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Patient, 32 Jahre, posttraumatisch primäres Beinlymphödem, Stadium 3, links. Rezidivierende Erysipele (4), massive Schwellung des Unterschenkels, Fußrücken balloniert, Kastenzehen, Stemmer`sches Zeichen positiv.

Der nach Deutschland immigrierte Patient berichtete, in seiner Heimat gefoltert worden zu sein, und nach dort erlittenen Verletzungen eine Beinschwellung entwickelt zu haben, zwei durchgemachte Erysipelinfektionen blieben in der Haft unbehandelt. Zwei weitere Erysipele führten in Deutschland zu stationären Krankenhausaufenthalten.

Typisches Hautrelief nach Fibrose erweichender IPK+ Behandlung. Zehen oder Finger können zusätzlich zu einer Anwendung mit einem Druckverband versorgt werden. Zur Behandlung einer Lymphostatischen Fibrose kommen kleinere und festere Schaumstoffwürfel zum Einsatz.

MLD/KPE Phase 1 als Basisbehandlung

Nach einem erfolgreichen Therapieregime, d.h. einer 23 Sitzungen umfassenden MLD/KPE-Behandlung mit sechs Anwendungen pro Woche, trägt der Patient konsequent einen flachstrickten Kompressionsstrumpf der Kompressionsklasse (KKL.) 3 in Kombination mit einer Zehenkappe, KKL.1. Die Abnahme der Maße zur Herstellung der Kompressionsstrumpfversorgung erfolgte nach der sechzehnten Therapieeinheit und einer unmittelbar zuvor durchgeführten 90 minütigen IPK+ Anwendung. Der Patient zeigt durchweg eine sehr gute Compliance.

Eine weiterhin deutliche Umfangsdifferenz zur kontralateralen Seite beruht auf einer stark ausgeprägten lymphostatischen Fibrose. Der Patient erhält inzwischen in der Phase 2 der KPE, zwei Mal wöchentlich auch MLD-Behandlungen, die Haut des Unterschenkels weist stets sehr starke Verhärtungen auf. Das Ödem ist nicht dellbar.

Bei drei Umfangmessungen, jeweils vor und nach einer MLD-Behandlung, durch einen erfahrenen Therapeuten an verschieden Tagen konnte keine Reduktion der Umfänge erreicht werden, jedoch stet eine deutlich spürbare Lockerung der stark indurierten fibrotischen Hautveränderungen.

IPK+

Eine deutlich messbare Reduktion der Umfänge und deutliche Erweichung des Ödems konnte bei dem Patienten in der Phase 2 der KPE durch eine 60 minütige IPK+ Behandlung festgestellt werden. Aus inzwischen vielen Anwendungsbeobachtungen konnte ermittelt werden das Muffen, gefüllt mit einem Inhalt von etwa ... kleinen Schaumgummi-Würfelchen mit sehr hohem Raumgewicht und guten elastischen Eigenschaften, die besten Resultate speziell bei einer solchen Problematik erzielten.

Vom Anwender wurden am Patienten insgesamt fünf verschiedene Materialien getestet, dabei waren im Hinblick auf die Wirkung bei diesem Einzelfall durchaus deutliche Unterschiede im Hinblick auf den Grad der Erweichung und erreichte Umfangverminderung zu bemerken.

Als besonders wirkungsvoll im Hinblick auf das Ergebnis einer Erweichung der Fibrose hat sich bei diesem Patienten eine Kombination aus einer unmittelbar vor MLD-Behandlung durchgeführten 60minütigen IPK+ – Behandlung erwiesen. Dabei ist allerdings anzumerken, dass dieser Feststellung ein rein subjektiver Eindruck des Anwenders sowie auch seiner Mitarbeiter zugrunde liegt.

Ergebnisse

In der nun nachfolgenden Tabelle ist in der rechten Hälfte das Ergebnis abgebildet, das mit dem Material erzielt wurde, das sich in seinem Fall als das am wirkungsvollsten erwiesen hat.

Im linken Teil der Tabelle sind die Umfangwerte vor und nach erfolgreicher Therapie mittels MLD/KPE–Phase 1 abgebildet:

Patient Herr T.

Messpunkte
im Abstand von 4 cm
Bein links Bein links
MLD/KPE Phase 1 Test IPK+ in der Phase 2 der KPE
02.01.18-27.01.18
vor Therapie nach Therapie Differenz Abnahme, nach 60 Min.
IPK+
Differenz
Fuß 1 33,50 26,50 -7,00 26,50 25,00 -1,50
Fuß 2 36,00 29,00 -7,00 29,00 27,00 -2,00
3 38,50 30,50 -8,00 30,50 29,50 -2,00
4 40,50 33,00 -7,50 33,00 30,50 -1,50
5 44,50 36,50 -8,00 36,50 34,50 -2,00
6 49,50 41,50 -8,00 41,50 39,00 -2,50
7 52,00 45,00 -7,00 45,00 43,50 -1,50
8 55,00 47,50 -7,50 47,50 46,00 -1,50
9 54,50 48,50 -6,00 48,50 47,00 -1,50
10 55,50 47,00 -8,50 47,00 45,50 -1,50
11 48,00 44,50 -3,50 44,50 43,50 -1,00
Knie 12 43,00 41,00 -2,00 41,00 40,00 -1,00
13 44,00 43,50 -0,50 43,50 42,00 -1,50
14 46,00 46,00 +-0,00 46,00 45,00 -1,00
15 49,50 49,50 +-0,00 49,50 49,00 -0,50
16 55,50 55,50 +-0,00 55,50 55,00 -0,50
17 59,00 59,00 +-0,00 59,00 58,50 -0,50
18 61,50 61,50 +-0,00 61,50 61,50 +-0,00
19 63,50 63,50 +-0,00 63,50 63,00 -0,50

Fazit

Die AWMF-S2k-Leitline “Diagnostik und Therapie der Lymphödeme, AG 4: Konservative Therapie“ empfiehlt ab Seite 36 bei einem fortgeschrittenen chronischen Lymphödem, das in aller Regel auch mit fibrosklerotischen Veränderungen einhergeht, in einer ersten Behandlungsphase: maximale Reduktion des eiweißreichen Ödems und Erweichung der Lymphostatischen Fibrose. In solch einer relativen kurzen Zeit kann noch keine eigentliche Verminderung der Gewebsveränderungen erreicht werden, ein eventuell später stattfindender Abbau in der Phase 2 der KPE wird somit lediglich erst eingeleitet.

In vielen Fällen kann in der Phase 2 der KPE ein sehr langsamer, allmählicher aber auch nur teilweiser Rückgang von Fibrose beobachtet werden. Voraussetzung dafür ist aber das über sehr lange Zeiträume der gelockerte und entstaute Zustand erhalten bleiben muss, dies verlangt von betroffenen Patienten viel Disziplin und Fleiß. Insbesondere eine Empfehlung im Rahmen des Selbstmanagement, das Tragen regelmäßig über Nacht selbstangelegter Kompressionsbandagen ist für die meisten Patienten eine sehr unbeliebte Maßnahme, auf die sich viele Patienten dauerhaft nicht einlassen können. Diese Aussage betreffend sei angemerkt, dass es sich um die persönliche Einschätzung des Autors aus drei Jahrzehnten Erfahrung handelt, gestützt aber auch durch reichlich Austausch mit ebenfalls spezialisierten, in der Lymphangiologie angesiedelten Kollegen/innen.

Der Autor möchte auch nach Austausch mit ärztlichen Fachleuten anregen zu untersuchen, ob ein regelmäßiger Einsatz einer IPK+ Behandlung im häuslichen Bereich zu guten Resultaten im Hinblick auf eine Reduktion von fibrosklerotischen Veränderungen führt.

Abgesehen davon zeigen aber die Messungen (siehe Tabelle, Spalte rechts), dass eine IPK+ Anwendung auf jeden Fall unmittelbar vor der Abnahme von Maßen zur Herstellung von Kompressionsstrümpfen sinnvoll erscheinen muss, auch können über solch einen Weg eventuell auftretende Verschlechterungen schnell und unkompliziert ausgeglichen werden.


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